Etwas verspätet, aber nicht zu spät! Neben der künstlerischen Ausstellung des Leistungskurses 13 hatte unser Kulturnachmittag vergangenen März noch mehr zu bieten! Im Rahmen des mittlerweile jährlichen Rezitierwettbewerbs der Mildred-Harnack-Schule, organisiert von unserem hauseigenen Buch-Club, wurde der Literaturteil unseres Kulturprogrammes eindrucksvoll aufgezeigt.
„Dieser Wettbewerb ist damals auf Wunsch der Schüler:innen unserer Schule entstanden!“
Das gibt Susanne Kühn, die den Buch-Club ehrenamtlich unterstützt, zu Beginn ins Publikum. Der Wettbewerb zählt zu ihren Herzensangelegenheiten, den sie mit den Kolleg:innen des Deutsch-Fachbereichs und unserer Schulclub-Betreuerin, Anke Ortmann, initiiert.
In der diesjährigen Jury waren u.a. Herr Wey aus dem Fachbereich Deutsch, als auch Herr Klockmeier, der Vertrauenslehrer der Schule, vertreten. In dem Wettbewerb soll den Zuhörenden und Zuschauenden gezeigt werden, dass es nicht nur klassische Gedichte gibt, die rezitiert werden können. Hier werden Songtexte zu Gedichten umgeformt und dann auf der Bühne frei interpretiert. In die Bewertung fließen neben der Songauswahl hauptsächlich auch die sprachliche Darstellung und die generelle Performance auf der Bühne mit ein.
In diesem Jahr waren bisher nur Teilnehmende aus der Oberstufe am Start, aber der Buch-Club ist sich sicher, dass bald schon von allen Klassen die Lernenden motiviert sind teilzunehmen.
Am Ende hatte Hanna Kisialova aus der 12. Jahrgangsstufe die Nase vorn und überzeugte die Jury, als auch das Publikum, mit ihrer Darbietung von Guten Morgen, Freiheit, aus der Feder von Yvonne Catterfeld. Hanna interpretierte den deutschen Liedtext, die Ode an die Freiheit, als eine persönliche Message an die Zuhörenden, um diese zu mehr Rückbesinnung zu sich selbst zu motivieren. Wir reißen alle Fenster auf, Sonne rein und Alltag raus!. Diese Zeile betonte die Schülerin deutlich, weil wir doch alle sehr in unserem Alltag gefangen scheinen, ohne auch mal das Fenster zu öffnen und wir selbst zu sein.

Den bekannten Song Keine Maschine von Tim Bendzko boten Helen Kauer und Saphira Adam dar. Gerade in der heutigen Zeit und in der Zeit der Oberstufe haben manche Lernenden das Gefühl, dass ihnen alles zu viel wird. Ich bin ein Mensch mit all meinen Fehlern und wenn wir alle das erkennen, dann akzeptieren wir vielleicht auch, dass Fehler zum Lernprozess dazu gehören!

Der Siegerin dicht auf den Fersen war die einzige Dreiergruppe des Nachmittags – Wilhelmine Thate, Freia Rathsack und Jocelyn Sander gingen als Titelverteidigerinnen ins Rennen. Mit dem Klassiker Lasse redn von den Ärzten zeigten die drei, dass heute immer noch lieber übereinander, als miteinander geredet wird. Die meisten Leute haben ja nichts Besseres zu tun, oder? Mobbing und Lästereien sind gerade im Schulalltag ein Dauerthema und die Auswahl dieses Titels zeigt, dass den Lernenden dies bewusst ist. Der Vortrag hat es der Jury nicht leicht gemacht, weil auch diese drei eine gelungene Performance zeigten.
Jonta von Kiedrowski wählte mit Notiz an mich selbst von Kettcar, einer deutschen Indierockband aus Hamburg, einen Titel, der nicht so bekannt ist wie die anderen Titel. In diesem Titel präsentierte Jonta spannend, wie der innere Kampf mit sich selbst manchmal vonstatten gehen kann: Hast den Quatsch mit der Kontrolle so satt, weil du sie nie verlierst und nie ganz hast! – Welche Notiz würde man an sich selbst gern mal schreiben, damit man sich hin und wieder dran erinnert? Ein spannender Denkanstoß.

Die Runde komplettierte Gabriel Nesbeda mit dem Titel Gib mir Sonne von Rosenstolz. Diese Vorstellung hatte einen ganz besonderen Charakter, da die Sängerin der Gruppe nur wenige Tage vor dem Kulturnachmittag verstarb. Die Frage Wann kommt die Sonne? ist im übertragenen Sinne doch immer aktuell – in Trauersituationen, in stressigen Lebensabschnitten oder in emotionalen Ausbrüchen. Gib mir Wärme, gib mir Licht trug Gabriel nachdenklich vor und sprach damit allen aus der Seele, die zu gern in einem ruhigen Moment im Sonnenlicht die Augen schließen wollen, um mal kurz abzuschalten.
Alle Teilnehmenden haben es der Jury nicht leicht gemacht. Die spannende und vielfältige Auswahl der Titel, der Mut auf die Bühne zu gehen und zu performen, aber auch die Interaktion miteinander in der Gruppe oder mit dem Publikum – all das zeigt uns, dass die Teilnehmenden ihre Texte verstanden und als Message mitgebracht haben. Wenn doch im Radio oder auf Streamingdiensten der Text neben der Musik gerne mal verloren geht, so wurde an diesem Nachmittag gezeigt, dass in Songs so viel mehr steckt, als nur eine Melodie, die ins Ohr geht.
Der Buch-Club freut sich schon auf das kommende Jahr!