Am Mittwoch vor dem langen Himmelfahrtswochenende nahmen wir mit drei Mannschaften und drei Ersatzspielern am 7. SESB-Schachturnier teil, das vom deutsch-griechischen Gymnasium Steglitz ausgerichtet wurde – nur wenige Gehminuten vom S-Bahnhof Rathaus Steglitz entfernt.

Bereits früh am Morgen trafen wir uns am S-Bahnhof Frankfurter Allee. Alle waren pünktlich und aufgeregt. Während der halbstündigen S-Bahnfahrt wurden schnell noch einige Partien online gespielt, Mattbilder gezeigt, das En-passant erklärt und die letzten Tipps gegeben. Schließlich hatten wir keine Vereinsspieler*innen dabei, sondern ausschließlich Hobbyspieler*innen, die mit viel Interesse am Schachspiel für ihre Schule antreten wollten.
Vom Bahnhof aus liefen wir fünf Minuten durch den Nieselregen, den unsere Spieler*innen vor lauter Vorfreude kaum merkten – und schon standen wir vor dem schönen historischen Schulgebäude des Gymnasiums Steglitz. Vor Ort erwartete uns eine Aula mit 30 Teams aus verschiedenen SESB-Schulen Berlins.
Drei Teams – ein Ziel
Unsere drei Mannschaften waren bunt gemischt: Die erste stellte der Europazweig der Mittelstufe, die zweite Mannschaft setzte sich aus Schülern der Sekundarstufe I und II zusammen und nannte sich selbst augenzwinkernd „Die Mischlinge“. Die dritte Mannschaft bestand ausschließlich aus Schüler*innen der Oberstufe. Genau das ist auch das Ziel dieses Turniers: Dass nicht nur SESB-Zweige, sondern auch Schüler*innen aus den Regelklassen teilnehmen – um einander kennenzulernen, voneinander zu lernen und das interkulturelle Konzept der SESB-Schulen weiterzutragen.
Tack, tack – und plötzlich war’s ganz still

Die Aufregung lag in der Luft – in jeder Ecke wurde aufgeregt Französisch, Spanisch, Italienisch, Russisch und natürlich Deutsch gesprochen. Doch mit jeder neuen Runde kehrte plötzlich eine beeindruckende Stille ein. Was in einer Klasse mit 30 Schüler*innen oft nur schwer zu erreichen ist, funktionierte hier mit 140 Schachspieler*innen mühelos. Sobald der Turnierleiter Athanasios Vassiliou Runde für Runde freigab, reichten sich alle die Hände und dann hörte man nur noch das leise Klacken der Schachuhren. In dieser konzentrierten Stille klang eine zufällig umgeworfene Figur beinahe wie ein Donnerschlag.
Der holprige Start ins Turnier
Gespielt wurden sieben Runden.
Schnell wurden in den ersten Partien die Schäfermatt-Fallen gestellt – und ja, auch unsere einzige Spielerin tappte hinein. Doch spätestens im Turnier lernt man, diese fiese Mattdrohung abzuwehren.
Die erste Runde verlief für alle drei Mannschaften ernüchternd – Niederlage auf ganzer Linie. Aber Aufgeben war keine Option. Gemeinsam mit der Jean-Miro-Grundschule hatten wir einen Vorbereitungsraum, in dem wir unsere Partien analysierten, Spielpläne entwickelten und nochmals Mattsetzen übten. Sogar die neugierigen Grundschüler*innen wurden leise und schauten unseren „Großen“ gespannt zu, wie die Dame den gegnerischen König über das Brett jagte.
MHS nimmt die Fahrt auf

Das Üben hat sich gelohnt. In der zweiten Runde gelang unserer ersten Mannschaft mit Amal I., Nikita B., Dennis P. (10/1) und Anton S. (7/1) ein überzeugender 4:0-Sieg – leider ausgerechnet gegen die kleinen „Löwen“ unserer Partnerschule Lew Tolstoi. Doch die zeigten sich kampfstark und nahmen schon in der nächsten Runde unserer zweiten Mannschaft zwei ganze Punkte ab.
Gerade unsere zweite Mannschaft mit Michael S., Anastasia H., Kilian R. und Jacob B. (Jg. 12) haderte anfangs mit den Gegnern. In Runde zwei wartete die „Grundschule am Brandenburger Tor“, die später die Grundschulkategorie gewann – da war der Altersunterschied von Klasse 12 gegen Klasse 6 leider kein Vorteil.

Aber dann kam der Wendepunkt: In Runde 3 und 4 reichte es zu einem Unentschieden, und plötzlich lief alles rund – in den letzten drei Runden gewann das Team um den Mannschaftsleiter Michael deutlich.
Auch unsere dritte Mannschaft mit Tomy Ph., Azad D. (Jg. 12), Daniel N. (11/1) und Leon B. (7/5) überzeugte in Runde 2 und 3 mit zwei klaren 4:0-Siegen. Doch wie es im Schachturnier läuft: Je besser man spielt, desto stärkere Gegner bekommt man. Am Ende reichte es nur noch zu zwei Mannschaftsremis – trotzdem eine starke Leistung.
Im Verlauf des Turniers zeigte sich eine interessante Entwicklung: Zählten anfangs alle Spieler*innen noch ihre eigenen Punkte – wuchs mit jeder Runde der Teamgeist, und am Ende waren die Mannschaftspunkte das Einzige, was zählte. Man freute sich gemeinsam über jedes Remis, das zum Gesamtsieg beitrug.
Parallel zum Hauptturnier fand außerdem ein Ersatzspielerturnier statt, an dem Timo M. (9/3) für unsere Schule teilnahm. 3,5 aus 7 Punkten – das war stark, Timo!

Und noch zwei Spieler dürfen auf keinen Fall unerwähnt bleiben: Unsere ursprünglich als Ersatzspieler geplanten Leon W. und Vadim N. (7/1) bildeten zusammen mit zwei Ersatzspielern unserer Partnerschule Lew-Tolstoi spontan eine eigene Mannschaft. So wurde die Anzahl der Teams auf eine gerade Zahl gebracht, und keine Mannschaft musste aussetzen – ganz im Sinne des Teamgeistes, der den Schachsport ausmacht!
Ein gelungener Abschluss
Bei der Siegerehrung wurden alle 30 Mannschaften geehrt. Jede Mannschaft wurde auf die Bühne gebeten und erhielt eine Urkunde, jeder Spieler und jede Spielerin eine Medaille und einen kleinen Preis zur Erinnerung. Die Müdigkeit war vielen anzusehen – aber niemand verließ vorzeitig den Saal.
Überraschend wurden auch die Betreuer*innen der Mannschaften auf die Bühne gebeten – begleitet von lautem Applaus. Der Bühne fernzubleiben war keine Option, denn die Schüler*innen passten gut auf, dass niemand ausgelassen wurde.
Nach einem Tag voller Höhen und Tiefen landeten unsere Mannschaften auf den Plätzen 15, 16 und 19 im Mittelfeld. Und wer weiß – mit etwas mehr Übung und Spielerfahrung ist da sicher noch mehr drin!
An Motivation mangelt es jedenfalls nicht. Denn kaum waren unsere Spieler*innen mit Urkunden und Medaillen von der Bühne zurück, kam auch schon die erste Frage:
„Findet das Turnier nächstes Jahr wieder statt?“
Wir bedanken uns herzlich bei Herrn Vassiliou für die hervorragende Organisation und engagierte Turnierleitung sowie bei der Schulleitung des Gymnasiums Steglitz, die jedes Jahr die Räumlichkeiten für dieses besondere Turnier zur Verfügung stellt. Wir kommen gern wieder!


